Das Turmprojekt St. Martin 2020-2023 - Bunt statt grau

Details
Erstellt am Samstag, 23. März 2024 21:31
Zuletzt aktualisiert am Samstag, 23. März 2024 21:36

Im Jahr 2020 entstand die Idee, den Kirchturm zu bemalen - um ihn zu verschönern und angesichts aktueller Spannungen ein Zeichen für Toleranz und Offenheit zu setzen.

Über mehrere Jahre war die Gemeinde für das Turmprojekt im Stadtteil aktiv. Sie hat Personen befragt, Kurse und Ausstellungen organisiert sowie gebaut, gebastelt und gemalt, um auf Augenhöhe mit allen über den Stand der (katholischen) Kirche und die Rolle von St. Martin im Viertel zu diskutieren. Keine leichte Aufgabe. Viele gute Ideen aber ebenso Frustration und Skepsis kamen ans Tageslicht, denn die Kirche hat viel Vertrauen in den letzten Jahren eingebüßt.

Es standen schlussendlich vier Entwürfe zur Auswahl, darunter sehr farbenfrohe Gestaltungen, für die sich viele Menschen ausgesprochen haben. Die wichtigsten und interessantesten Gespräche gab es aber über den Entwurf, der nüchtern und knackig alle gesammelten Empfindungen in Schlagworten auf den Turm bringt. Es geht der Gemeinde St. Martin vor allem darum, ernster und intensiver über das Thema Kirche zu reden. Sie will mutig sowie ehrlich die aktuellen Konflikte zeigen  und für eine bessere Zukunft nutzen - daher keine bunten Farben, hinter denen Sorgen und Ängste versteckt werden.

Der weiße Strang im Hintergrund steht für eine alles durchdringende DNA, genauso wie für Rauchschwaden als Zeichen der Vergänglichkeit. Der Rauch symbolisiert ebenso Gebete, Hoffnungen und Sorgen, die gen Himmel steigen. Außerdem ist viel "Luft" im Entwurf, um die originale Patina des alternden Betonriesen wahrzunehmen - ein vielsagender Zustand zur aktuellen Situation der Kirche.

Unterstützt wurde das Projekt finanziell vom Erzbistum Paderborn.

Die Kirchturmbemalung ist dabei ein erster Schritt zur Öffnung der Gemeinde in den Stadtteil. Viele weitere Ideen zur Nutzung von Räumen und Freiflächen des Kirchengeländes sind entstanden und sollen weiterverfolgt werden. Neue Sitzgelegenheiten und eine frei bemalbare Graffiti-Wand sind bereits spürbare Veränderungen im Umfeld der Kirche.

Interessant bleibt die Frage, was aus dem Turm wird. Denn die Gestaltung kann nur temporär sein, da der Turm auf lange Sicht saniert werden muss, wenn er erhalten werden soll. Diese Entscheidung kann nicht nur von St. Martin ausgehen, sondern ist abhängig von der Entwicklung  der katholischen Kirche insgesamt. Die Komplexität dieser Entscheidung lässt sich hier gut am Turm ablesen.

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Ok