Brief unseres Freiwilligen Leonard Aurisch an die Gemeinde St. Martin

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Erstellt am Freitag, 16. Februar 2018 21:17
Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, 15. Februar 2018 21:18

 

Cajamarca, 30. Januar 2018

Liebe Gemeinde,

fast ein halbes Jahr befinde ich mich jetzt schon in Cajamarca, bei MANTHOC, der Bewegung der arbeitenden Kinder und ihrer Schule. In
diesem halben Jahr ist eine Menge passiert. Bisher habe ich es versäumt meine Erlebnisse mit Ihnen, liebe Gemeinde, zu teilen. Nun, da nach Weihnachten und zu Jahresbeginn etwas mehr Luft ist, schreibe ich das erste Mal einen Brief an die ganze Gemeinde, und nicht wie bisher, nur an einzelne.

Auch wenn es jetzt schon eine lange Zeit zurück liegt, spule ich zum Anfang meiner Zeit, als ich ankam, zurück.

Ich wurde hier sehr warm empfangen, von den Verantwortlichen der Organisation, wie auch von den Freiwilligen, die noch da waren, darunter auch Dana Grund, meine Vorgängerin. Sie haben uns zu Anfang sehr geholfen, sodass wir leichter und schneller in die Arbeit integriert werden konnten.

Mein erster Tag in der Schule war sehr aufregend. Wie würden die Kinder auf mich reagieren, hab ich mich oft gefragt... Die ehemaligen
Freiwilligen haben immer erzählt, dass die Kinder dich sofort umarmen und neugierig Fragen stellen. Und genauso war es. Wir, das sind meine Mitfreiwillige Maike aus Speyer und ich, wurden schnell von einigen Kindern umringt und ausgefragt, wo wir denn herkämen und wer wir denn seien. Dadurch fühlten wir uns sofort aufgenommen. Auch die Lehrer haben uns nett willkommen geheißen, wenngleich es etwas distanziert(er) verlief. Mit dem Direktor verstehe ich mich inzwischen sehr gut. Durch meine Arbeit als Verantwortlicher für die Küche arbeite ich oft mit ihm zusammen. Wir gehen zum Beispiel jeden Montag zusammen auf den Markt, um die Lebensmittel für die Schule einzukaufen, die wir für die Essenszubereitung brauchen. Die Einkäufe, das Erstellen des Essensplans und die Koordinierung des Planes, der festlegt wann welche Mütter kochen, gehören zu meinem Aufgabenbereich. Sonst bin ich mit den Müttern in der Küche (es kochen

immer 3/Tag) oder kümmere mich um das, was gerade anfällt. Diese Aufgaben machen mir Spaß, auch wenn ich nicht soo viel mit den
Kindern in Kontakt bin und das ganze sehr stressig werden kann.

Außerdem begleite ich zwei Gruppen im Rahmen der außerschulischen Gruppenarbeit in MANTHOC. Die Gruppenarbeit ist das eigentliche
Kernelement in MANTHOC. In den Gruppenstunden spricht man mit den Kindern über (Menschen-)Rechte, über persönliche Reflektion,
Umweltschutz oder man macht mal einen Ausflug zu einer historischen Stätte in Cajamarca. Das sind insgesamt wirklich sinnvolle Themen und die Kinder nehmen echt viel aus den Gruppenstunden mit.

Außerdem lief im letzten Jahr ein Projekt, durch das die Kinder sich mit ihrer eigenen cajamarquinischen Kultur auseinandergesetzt haben. Es wurden Meisterschaften traditioneller Spiele veranstaltet, traditionelle Tänze aufgeführt, historische Stätten besucht und die Geschichte Cajamarcas thematisiert. Es war ein sehr gelungenes und wichtiges Projekt, weil es heutzutage oft passiert, dass die Jugendlichen sich kaum noch für die eigene Kultur interessieren, sich kaum noch mit ihr identifizieren können.

In diesem halben Jahr habe ich bisher unglaublich viel mitgenommen, sei es der kulturelle Austausch, die Sprache oder der Umgang mit den Kindern. Die Arbeit, die MANTHOC Cajamarca leistet, ist wirklich klasse. In der Schule, wo Kinder Bildung erhalten, die vielleicht sonst zuhause oder auf der Straße bleiben würden. Und die Gruppenarbeit, in der die Kinder im Team interessante Themen erarbeiten, wodurch ein Bewusstsein für viele Dinge geschaffen wird.

Nun, da ich in diesem Format nicht das Geschehene eines ganzen halben Jahres wiedergeben kann, war es das mit diesem Bericht fürs erste.

Ich hoffe, Sie alle hatten eine besinnliche Weihnachtszeit und einen ruhigen Start ins neue Jahr.

Grüße aus Cajamarca

Leonard Aurisch


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