An(ge)dacht - 03.05.2020
Liebe Schwestern und Brüder,
Der „Mai ist gekommen“ und will wohl der schönste Monat des Jahres sein. Das wird in diesem Jahr anders sein. Die Pandemie hat alles im Griff. Unzählige Eingriffe zerstückeln das soziale Zusammenleben. Es gibt Streit über Handlungsregeln in vielen Bereichen. Unzählige Menschen müssen sich Gedanken machen, wie sie finanziell überleben. „Hiobsbotschaften“ gemäß biblischen Zeugnisses überall..
Es ist aber eine Haltung, wie sie Hiob, der biblische Protagonist , einnahm, von Nöten: Gottvertrauen, mag kommen, was will.
Aber es gibt auch Stimmen, die flüstern: Gott straft - wir haben über unsere Verhältnisse gelebt; wir haben die Schöpfung misshandelt, haben uns darin von Gott abgewandt. Menschen tuen Dinge, die lebensfeindlich, ja sogar lebensvernichtend sind, . Darum greift Gott -weltweit - ein und „züchtigt“ die Menschen. Die, die diese Meinung haben, beziehen sich auf Texte des I. Testaments der Hl. Schrift: dort finden sie einen strafenden, einen rächenden Gott.
Ohne Zweifel, diese Sichtweise gibt es in der Bibel und diese Aussagen markieren Sichtweisen archaischer Zeit. Deutungsmuster von Welt und entsprechende Lebenserklärungen. Zu jeder Zeit gab es Geschehnisse, die den Menschen Rätzel aufgaben oder in ihren Augen Wunder waren. Ereignisse, die nicht aus sich selbst erklärbar waren, sondern der menschlichen Interpretation und Deutung bedurften.
Ich glaube nicht, dass Gott „kleinkariert“ ist, wie wir Menschen es sein können. Ich glaube nicht, dass Gott uns kleinhalten will.
Ich glaube an Gottes aufrechten Gang, dem unser Gang ähneln soll.
Ich glaube, dass Jesus, das Nazaräer, aus dem Tod hinübergegangen ist, in offenes, befreites, von Gott geschenktes ewiges Leben. Leben in Fülle und Glück.
Ich glaube, dass wir zu einem selbstbestimmten Leben berufen sind, das Qualitäten erkennen läßt, jenseits eines Scheidepunktes, der durch diese Pandemie krisenhaft sichtbar wird. So schrieb mir dieser Tage ein lieber Mensch: „Vieles ist zu überdenken, zu unterscheiden, was wichtig und unwichtig ist. Nicht mehr alles dem immerwährenden Taumel von Höher, Schneller, Teurer und weiter untergeordnet wird. Es zeigen sich ganz neue Züge und es ist eine Zeit, in der es viele Menschen gibt, die über sich hinauswachsen. Es sind Tage, in denen es die Starken braucht. Es sind Tage in denen Vieles neu wachsen und entstehen kann, nicht getrieben von Gier und Eitelkeit.“ So wünsche ich uns Gottvertrauen in dieser Zeit. Gott geht mit uns in Jesus Christus.
Ihr Klaus Korfmacher