An(ge)dacht - 04. Oktober 2020
Liebe Brüder und Schwestern!
Es gibt einige Menschen, die an allem und jedem etwas auszusetzen haben, die es 1000-prozentig ganz genau nehmen. Sie klammern sich an winzige Kleinigkeiten und können sich in Wortklaubereien verlieren. Solche Menschen werden als Erbsenzähler bezeichnet. Der freikirchliche Theologe Uwe Heimowski schreibt in dem Buch: „Ich bin dafür! 44 Mutmacher für den Alltag“:
„Ich mag sie nicht. ... Oder besser: Ich mochte sie nicht. Denn neulich hat das Erbsenzählen eine ganz neue Bedeutung für mich gewonnen.
Ich saß mit einigen anderen Pastoren beieinander. Ein Kollege war ziemlich niedergeschlagen. Er berichtete düster und frustriert, irgendwie war ihm alles zu viel. Als er sich den ganzen Packen von der Seele geredet hatte, fragte er: „Was kann ich nur machen, damit ich auch wieder die positiven Dinge sehe?“
Da schlug ein anderer vor: „Wissen Sie, was da helfen könnte? Erbsen zählen.“ Wir waren alle überrascht. Erbsen zählen? Wie das?
„Nun“, sagte der Mutmacher, „das ist eine ganz einfache Idee: Stecken Sie sich morgens eine Handvoll roher Erbsen in die linke Hosen- oder Jackentasche. Immer, wenn Sie tagsüber irgendetwas Gutes erleben – und sei es nur eine Kleinigkeit -, nehmen Sie eine Erbse und stecken sie in die rechte Tasche.
Sie werden staunen: Abend für Abend ist Ihre rechte Tasche voller als die linke. Manchmal werden Sie nicht mal genügend Erbsen dabeihaben, um die vielen schönen Dinge zu würdigen …“
Eine oder mehrere Erbsen: Für Menschen, die ich mag, liebe und schätze. Eine Erbse für einen schönen und milden Herbst. Eine Erbse für ... für was oder wofür fällt uns eine Erbse ein?
Eine interessante Anregung zum Erntedank, das in diesem Jahr wegen Corona ganz anders gefeiert wird als üblich. Es wäre, so Uwe Heimowski, „eine gute Gelegenheit, mal all die Erbsen zu zählen, die uns unser guter Gott Tag für Tag in die Tasche steckt. Ein Tag, um mal nicht zu meckern, zu nörgeln und unzufrieden zu sein. Ein Tag, um die vielen kleinen Dinge in den Blick zu nehmen, die in der Summe ein ganz, ganz großes Geschenk sind. Ein Tag, um Gott mal dafür zu danken, dass es uns so gut geht. Und ein Tag, den man täglich wiederholen kann. Erbse für Erbse.“, nicht nur an Erntedank.
Norbert Hagemeister, Pastor