An(ge)dacht - 20. November 2022
Liebe Gemeinden!
Mit dem heutigen Christkönigssonntag endet das Kirchenjahr. Das Christkönigsfest wurde erst 1925 eingeführt, eine Zeit, die voller politischer Umbrüche und gesellschaftlicher Veränderungen war. Die Erfahrung der Menschen lautete: Nichts hat Bestand. Nach allem menschlichen Leid und den tiefgreifenden Erschütterungen des I. Weltkrieges sollte dieses Fest der Christenheit verdeutlichen, dass es dennoch Zukunft, Halt und Orientierung gibt und zwar in Jesus Christus. Er bleibt unwandelbar an unserer Seite.
Auch wir leben in einer Zeit großer Umbrüche und Herausforderungen: Frieden ist zerbrechlich, die Pandemie belastet uns immer noch, Energiepreise steigen unaufhaltsam… unübersehbar sind die Parallelen zur aktuellen Situation der Kirche. Auch wenn es manchmal so scheint, als wäre die Kirche monolithisch und unverrückbar, mit Werten ausgestattet, die alle Jahrhunderte überdauern, erleben wir in nie geahnter Weise, wie schnell Veränderungsprozesse uns ereilen und verändern. Die personellen und finanziellen Ressourcen der Gemeinden schmelzen wie Schnee in der Sonne. Die Coronapandemie tut ihr Übriges. Aus Pfarreien wurden Pastoralverbünde, aus Pastoralverbünden wurden pastorale Räume – nun klopft die Immobilienkonzeption an die Tür! Das ist allein die Entwicklung der letzten 20 Jahre.
Die Kirche gibt es aber seit 2000 Jahren. Die Sozialgestalt, wie die Kirche sich vor Ort darstellt, um die Botschaft Jesu Christi zu vermitteln, hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer verändert. Die Pfarrei, bzw. Pfarrgemeinde, so wie wir sie kennen, gibt es erst seit den 1970er Jahren. Diese Sozialgestalt wird sich auch weiterhin verändern und tut es bereits. Alles verändert sich – selbst in der Kirche! Wohin? Kann niemand genau sagen. Aber ich glaube, dass Karl Rahner Recht hatte, als er sagte: Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein!
So schmerzlich es auch ist, in dieser Zeit von vielen geliebten Gewohnheiten und bewahrenswerten Traditionen Abschied zu nehmen, ist doch eines unverrückbar – dass zumindest schenkt mir Gelassenheit und Hoffnung: der Glaube an Jesus Christus, der mit uns durch die Zeit geht! Das ist der unwandelbare Kern unseres Glaubens, alles andere verändert sich. Das Christkönigsfest lädt uns ein, Jesus wieder mehr als tragfähiges Fundament des Lebens ins Bewusstsein zu stellen, das Zukunft verspricht und auch hält.
Der kommende Advent bietet sich dafür ihn besonderer Weise an. Advent bedeutet ja: Christus kommt zu uns und wir dürfen ihm Raum im eigenen Leben geben. Die vielfältigen Angebote im Pastoralen Raum eröffnen Möglichkeiten dazu. Lassen wir uns nicht verängstigen. Christus ist der Grund, auf den wir stehen (vgl. 1 Kor 3,11)!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten Advent!
Elmar Hake, Pastor