An(ge)dacht - 09. März 2025
„Kehrt um!" (Mk 1,15). Als erste Worte Jesu im Markusevangelium wird ihnen besondere Bedeutung zugeschrieben. Unter dem Aspekt, dass das Christentum eigentlich eine Religion der Erneuerung ist, scheint dies auch ein passender Auftakt zu sein. Wir Christen dürfen Gott und den Menschen und somit dem Leben in Liebe zugewandt sein: Leben bedeutet auch stetige Veränderung und Liebe widerspricht der Haltung aus Bequemlichkeit und Furcht zu verharren.
Zugegeben, das ist uns in den letzten Jahren aus dem Blick geraten. Was sich verändern müsse haben wir nicht mehr bei uns, sondern bei allen anderen gefunden. Doch diese Fokussierung nach außen hat uns vielleicht von den eigentlichen Herausforderungen im Inneren abgelenkt und uns nicht näher zusammengebracht. Ganz im Gegenteil: Diese Einseitigkeit hat Distanz geschaffen. Nun sind wir in die Reduktion gezwungen... Sogar vor der schmerzhaften Notwendigkeit, uns von liebgewordenen Sicherheiten zu verabschieden, stehen wir.
Doch ich lade ein, die Reduktion nicht als Bürde oder Strafe zu betrachten, sondern als ureigene christliche Haltung, an die wir mindestens einmal im Jahr erinnert werden: Die Fastenzeit lädt uns ein, diesen Gedanken der Reduktion auch auf unser persönliches Leben zu übertragen und darin eine spirituelle Chance zu entdecken. Und wenn wir unsere Kirche wieder mehr als eine spirituelle Einheit als eine bauliche Einrichtung sehen, kann aus dem Strukturprozess ein geistiger Prozess werden. In dem weniger mehr sein kann: Weniger Ablenkung, weniger Konsum, weniger äußerer Trubel – das schafft Raum für das Wesentliche: für Gott, für die innere Einkehr, für die Besinnung auf das, was wirklich trägt. Wie in der Natur, die im Winter alles auf das Notwendigste reduziert, um im Frühling neu aufzublühen, so können auch wir durch Reduktion Kraft schöpfen für einen Neuanfang.
Die Herausforderungen, vor denen unsere Kirche steht, fordern uns heraus, neu zu denken und umzukehren – nicht nur im Äußeren, sondern grade im Inneren. Die Fastenzeit bietet uns die Gelegenheit, uns von überflüssigem Ballast zu befreien, unsere Prioritäten neu zu ordnen und uns auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt: Unser Glaube, unsere Beziehung zu Gott und zu den Menschen.
Nehmen Sie sich in dieser Fastenzeit Zeit für die Stille und fragen Sie sich: Wo kann ich in meinem Leben "reduzieren", um Raum für Gott zu schaffen? Welchen "Ballast" kann ich abwerfen, um leichter und freier zu werden für das, was wirklich wichtig ist? Welche gewohnten Denkmuster darf ich "reduzieren", um mich für neue Perspektiven der Umkehr zu öffnen?
Die Fastenzeit als Chance, durch Reduktion zur inneren Fülle zu finden und gestärkt in die Zukunft zu gehen – persönlich und als Gemeinschaft im Pastoralen Raum Dortmund-Mitte.
Daniel Feldmann, Gemeindereferent